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Vollständige Version anzeigen : Tushingham Lightning vs. Np. V8



Gast
01.12.2003, 00:33
Hallo,

wer hat beide Segel gefahren und kann mir sagen, wo jeweils die Vorteile zu finden sind.
Welches gleitet besser an, ist länger kontrollierbar etc..
Ich wäre sehr dankbar für Antworten.

Gast
01.12.2003, 11:42
Hallo Ronny!

Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, da du nicht schreibst welche Größe dich interessiert. Segelcharakteristika sind nicht für alle Größen einer Segellinie gleich. So kannst du den Schnitt eines 6.5m² zum Beispiel nicht mit nem 9.5 vergleichen.
Ich liebe ich das Lightning in 9.4 und ziehe es dem V8 in jeder Lebenslage vor. Das ist aber eine Frage der Vorlieben, die man bei den Fahreigenschaften hat und zum großen Teil auch sehr subjektiv. Viele Dinge spielen hier mit herein: Größe, Gewicht des Fahrers, Brett, Einsatzbereich, ect. Ohne diese Angaben, kann man nur schwerlich deine Frage beantworten.
Ich habe in diesem Forum oft genug mein Statement zu den Segeln im Vergleich abgegeben; dies aber immer in Bezug auf _mein_ Brett, Gewicht, Fahrkönnen, Segelgröße etc.
Mit ein paar Angaben mehr zu diesen Kriterien würde ich mich dazu auch gerne auslassen. Generalisierungen helfen hier aber sicherlich nicht weiter und würden auch nicht den Punkt treffen.

cheers,
Oliver

Gast
01.12.2003, 15:41
Hallo Olli,

ich weiß das du vom Lightning begeistert bist, du hast mich ja auch erst auf das Segel gebracht.
Ich möchte mir das Segel über 10 qm kaufen. Natürlich für Leichtwindbedingungen. Ich hab mich mal ein bißchen in den Foren umgeschaut, aber direkt nix gefunden. Da du ja beide Segel gefahren, kannst du ja eine wirkliche Aussage darüber machen. Ich habe dieses Jahr einen Surfer mit einem 9.3er V8 gesehen. Was mir an dem Segel aufgefállen ist, es sah irgendwie schwer aus. Da wirken z.B. die Gaastra GTX irgendwie schnittiger. Die kann man wiederum nicht wirklich bauchig trimmen, obwohl ich nicht wirklich sagen kann, ob man bei 10 qm noch einen Unterschied im Angleiten feststellen kann.
Wie du sicher schon erkennst, sollte das Segel für mich einen großen Trimmbereich haben, möglichst sehr Druckpunktstabil sein und bei alle dem noch ein leichtes, handliches Gefühl vermitteln. Was ich bisher vom Lightning weiß, soll es zumindest sehr handlich sein.
Freue mich auf eine Antwort,
mfg
Ronny

Gast
01.12.2003, 22:18
Hi nochmal Ronny!

All diese von dir gesuchten Eigenschaften kann ich dem Segel mit ruhigem Gewissen bescheinigen und sogar noch mehr. _Allerdings_ dem 9.4m² und dem 7.8m² Lightning. Mit dem 10.3² (das ist das nächste über dem 9.4) habe ich noch keine Erfahrungen gemacht. Das 10.5 über das ich geschrieben habe, war ein Sailworks Retro.
Was du über das Pryde sagst, stimmt. Es ist schwer. Das gilt allerdings nicht für die Fahreigenschaften. Einmal ausbalanciert in Fahrt, fühlt es sich trotzdem leicht an.
Mir gefallen andere Segel trotzdem besser :)

Leider schreibst du immer noch nicht, was du wiegst und so kann ich dir auch nicht sagen, ob meiner Meinung für dich diese Größe wirklich einen Sinn machen würde, da du - wenn ich mich recht erinnere - auch einen C145 fährst und 10.3m² schon reichlich aus dem optimalen Bereich des Brettes ragen. Die Diskussion haben wir auch oft im Starboardforum geführt und ich glaube, alle Fahrer des C145 dort sind sich einig; alles über 10m² ist wirklich zu groß. 10.3 sind natürlich noch fahrbar, aber das Fahrgefühl ist nicht mehr so leichtfüssig was natürlich noch durch die größere Finne unterstützt wird, die du ja zusätzlich brauchst.
Die eigentliche Frage ist, ob du wirklich mehr als 10m² benötigst, aber um mir ein Bild davon machen zu können müßte ich wirklich deine Größe und dein Gewicht wissen, nur das möchtest du uns ja irgendwie nicht verraten :))

cheers,
Oliver

Gast
01.12.2003, 22:57
Also ich wiege mit Neoprenanzug :-) so ca. 80 Kg und bin 1,83 m groß. Ich bin zur Zeit an einem Naish Titan mit 160 l dran. Als Leichtwindbrett und für meine Freundin. Ich wette du wirst jetzt sagen, das ein 10er Segel für mich schon überdimensioniert ist, aber ich hab mich schon ziemlich drauf festgelegt. Deshalb möchte ich auch das es halt wirklich druckstabil bleibt und ich will surfen, wenn sich noch keine Schaumkronen bilden :-)
Bisher bin ein 8.8er gefahren und ich bin sicher mit einem 10.5 komme ich klar.
Bist du eigendlich das GTX auch schon mal gefahren ?
Grüße
Ronny

Gast
02.12.2003, 12:52
Hi Ronny!

Mit dem Titan 273 als Leichtwindbrett kannst du sicherlich nichts falsch machen und er kommt auch locker mit nem 10.3 klar.
Ich würde nie sagen 'das Segel ist für dich überdimensioniert', da ich dich nicht kenne und ich fühle mich selber ja auch bei 78 Kg mit 10.5+ sehr wohl. Die Segel sind heute eben viel einfacher zu handlen als früher sonst würde ich ja nicht so für sie schwärmen :)

Denk aber daran, dass du die enstprechenden Finnen brauchst, um auf die unterschiedlichen Bedingungen eingestellt zu sein.
Mit dem Segel und bei deinem Gewicht, sollte da etwa ne 60+ cm Finne drin stecken. Sonst kassierst du wegen des langen Achterlieks gut angepowert beim Höhelaufen lästige Spinouts. Schickst du deine Freundin damit auf die Reise, ist die Finne aber bei kleinerem Segel eher hinderlich (Brett läßt sich nur sehr schwer halsen, anlanden, etc.). Auch darüber sollte man sich Gedanken machen. Und eine ramponierte Finne (vor allem bei Deep Tuttle) ist teuer und selbst kleine Katschen verderben die Performance.

Zurück zum Lightning. Die Trimkräfte am Unterliek sind ziemlich hoch, ähnlich wie beim Retro. Du solltest dir wirklich gute Tampen besorgen. Ich hab das eingänglich nicht gemacht und mir sind inzwischen alle alten Tampen durchgerissen :)
Bei der Gabel solltest du drauf achten, dass sie nicht ganz ausgezogen ist, wenn du das Segel fährst. Ca 15 cm Verstellbereich sollten schon noch im Rohr sein, sonst passiert es leicht, dass man sie überbeansprucht. Auf mein 9.4 fahr ich eine NP X5 260 und wenn ich kräftig pumpe merke ich schon deutlich, wie sie sich versetzt - Alu ist bei großen Segeln also nicht so ideal. Ich werde sie demnächst durch eine Carbongabel ersetzen. Im Fall des 10.3ers würde ich dir wirklich zu ner Carbongabel raten. Das hat mehrere Gründe. Eine zu weiche Alugabel würde zu sehr nachgeben und (mal davon abgesehen, dass sie wahrscheinlich bei häufiger Beanspruchung sehr leiden würde, wenn nicht sogar brechen würde) der Performanceverlust beim Angleiten/-pumpen wäre so hoch, dass du dir dann doch wieder das 9.4 mit einer kürzeren Gabel zulegen könntest - bei gleicher Angleitleistung. Eine Gabel die beim Pumpen zu sehr nachgiebt, bringt wenig bis keine Vorteile beim Angleiten (trotz größerem Segel), sie kann die Gleitschwelle sogar nach oben verschieben, da das Brett beim Pumpen unruhig wird und nicht mehr plan liegt, aber nicht genügend Segeldruck erzeugt wird, um die Gleitschwelle wirksam zu passieren. Das gleiche gilt hier auch für den Mast. 70-75% Carbon sind über 10m² eher eine Notlösung, da der Mast sich nicht schnell genug zurückstellt und das Segel Vortrieb verliert. Beim Pumpen wie bei Böen würdest du also gehörig Performance verlieren.
Den einzigen Vorteil den das 10.3 bei zu 'lascher' Hardware dem 9.4 gegenüber hätte, wäre die bessere Durchgleitleistung in Windlöchern.
Ich sage das, weil einige Bekannte da gespart haben und sich später schwarz ärgerten. Sie haben sich dann doch noch das teure Material gekauft -> wenn man mehr Gleitzeit haben möchte, darf man keine Kompromisse eingehen. Sonst gibt man ne Menge Geld aus und es bleibt doch fast alles beim alten.

Das GTX bin ich einmal gefahren, allerdings nicht das ganz aktuelle. Fazit: hab mir trotzdem das Tushi gekauft und bin sehr glücklich damit. Wie gesagt, ich kenne außer dem Retro (2002) kein anderes Segel (so viele brandaktuelle Segel kenn ich auch nicht), das in der Größe im Freeridebereich so locker zu handlen ist wie das Lightning (das gilt gerade für die großen Größen bei kräftigem Wind).
Nur denk daran, das ist sicherlich eine Frage des Geschmacks und der individuellen Fahrtechnik. Jemand anderes würde vielleicht ein anderes Segel vorziehen. Und ich kann auch nur den Lightnings von 9.4 abwärts diese beschriebenen Eigenschaften bescheinigen.
Bei den Tüchern über 10m² fand ich das 10.5 Retro genial. Es ist allerdings anfänglich schwieriger zu Trimmen und wenn man sich keine Trimmeinrichtung für die Gabel zulegt, verschenkt man auch wahnsinnig viel an Einsatzbereich und Leistung (die dann trotzdem immer noch bombig ist).
Ich kann mich mit den Trimmeinrichtungen für das Achterliek bis heute nicht anfreunden, deshalb fahr ich auch immer noch ne Nummer kleiner. Aber ich liebäugel immer noch mit 10m²+, mein C145 hat mich allerdings bislang davon abgehalten. Mit dem Retro in 10.5 wollte er sich overpowered nicht so Recht vertragen, trotz 59/52er Flosse.
(ich weiß, die ist auch überdimensioniert für den Carve :p)

Was den Einsatzbereich angeht, so kann ich vom 9.4 locker auf das 8.0/7.5 wechseln. Beim 10.3 sollte das mit 8.5/8.0 auch gehen.
Vielleicht haben Segel wie das V8 noch etwas mehr Bumms unten heraus. Das sehe ich aber nicht als gesichert an und ist bei Pumpunterstützung auch zu vernachlässigen. Dafür macht das Lightning in einem riesigen Bereich Spass und bleibt erstaunlich neutral und leicht - Eine heftige Böe fällt ein, du machst ein bischen auf und alles ist im grünen Bereich.
Anfangs habe ich mich gar nicht getraut das Segel wirklich 'auszureizen', da ich schlechteres Benehmen von meinen alten Segeln gewöhnt bin. In Böen in denen ich früher schon den Schweiß auf der Stirn hatte, kann man noch locker den Dampf ein bischen rauslassen und ohne viel Gezerre und Druckpunkt-wanderungen geht es weiter. Du kennst diese Böen; du hängst in den Fußschlaufen, das Segel aufs Deck gezogen und dein Brett ist hinten irgendwie zu kurz und dann siehst du diese schwarze Wand auf dich zudonnern - genau die Böen meine ich :)
Fass allerdings auch mal das Retro ins Auge. Es hat mehr Bauch und fährt sich etwas weniger direkt, dafür hat man aber immer etwas mehr Zug im Segel. Und die 2002 Segel waren wie die Tushis auch, unglaublich eigenstabil, was bei den 2003ern ja auch der Fall sein soll.
Wie schon mal gesagt, ich kann dir aber nur über das 9.4 als größte Größe bei Tushingham berichten. Solltest du dir das 10.3 gönnen, kannst du mir ja deine Eindrücke schildern, ich würde mich wirklich freuen.

cheers,
Oliver

Gast
02.12.2003, 13:27
Erstmal danke für diese ausführliche Antwort. So viel Hilfe bekommt man nicht sehr oft.
Schön ist ja, das ich noch etwas Zeit bis zum Frühjahr habe und das die Neuanschaffung nicht so eilt.
Interessant finde ich das du als Alternative auch das Retro angiebst. Wobei ich sagen muß, ich habe meine Bedenken bei einem 10er Segel ohne Camber. Ich kann mir nicht vorstellen, das es so ein raciges Feeling wie das Lightning an den Tag legt und auch sonst in den Leistungswerten zurück liegt. Zumindest ab 10 qm. Denn im Surftest Mai 2003 hat es von den Leistungswerten in 8.0 qm alle geschlagen.Und brillierte mit Höchstwertungen.
Was sagt denn dein Bruder dazu, wo geht denn das Retro einen wirklichen Kompromiss ein ?
Grüße
Ronny

Gast
02.12.2003, 13:44
Ronny, gib mal bitte deine e-mailaddy oder schreib mich kurz an, unter spam@strider.de

cheers,
Oliver

Gast
02.12.2003, 15:58
Hallo Olli,

danke nochmal für die 1a Beratung, Testberichte folgen natürlich später gern,
Grüße
Ronny